Als Smilla knapp 5 Monate alt war, wurden wir gebeten, uns um einen schweren Fall aus dem Tierschutz zu kümmern. Justin war ein Jahr alt, war auf einer Pferdeweide geboren und hatte bisher auch nur dort gelebt.

Zum ersten Mal sahen wir Justin in der Diele des Schutzhofes. Er war dorthin getragen worden, bewegte sich in Häusern keinen Millimeter, kannte weder Napf, noch Leine oder Haus oder Teppich etc. Jussis Fell war verfilzt und sehr schmutzig. Die Aufgabe lautete: Hund das ganz normale Leben beibringen und vermittelbar machen.

Eine Ahnung, wie schwer es werden würde, bekamen wir, als klar wurde, dass Justin auf seinen eigenen Beinen weder aus dem Garten in die Wohnung, noch aus der Wohnung in den Garten gehen würde. Aus Angst blockierte der Hund sofort. Also: TRAGEN!!!

Die nächsten Tage gingen ganz gut, Justin bewegte sich zwar inzwischen ein wenig im Haus und natürlich auf dem Rasen, aber zwischen unserer Wohnung und dem Garten lag eine kleine Treppe, ein Flur und noch ein paar weitere Räume, Rückenschmerzen waren also vorprogrammiert.

Justin war zehn Tage bei uns, als wir abends die Katze unseres Vaters mit völlig zerquetschter Vorderpfote auf der Terasse fanden. Es war wohl ein Autoreifen, der ganze Arbeit geleistet hatte. Lisa hatte es geschafft, sich bis nach Hause zu schleppen. Als wir vom Tierarzt wieder da waren, brachen wir fast zusammen. Justie (wie wir ihn inzwischen nannten) war der erste, der uns tröstete und Tina sagte: „Der geht hier nicht mehr aus dem Haus!“

Am nächsten Tag war Lisa wieder bei uns, dreibeinig, aber das ist eine andere Geschichte. Es dauerte noch einige Tage bis Justin gelernt hatte, aus unserer Wohnung bis in den Garten und zurück zu laufen. In der Folgezeit brachten wir Jussie) alles wichtige bei und kämmten jeden Tag ein wenig Filz aus seinem Fell. Ein großer Dank gilt Yvonne, unserer Freundin, die uns und Justin bei all dem geholfen hat.

Am Ende des Sommers war aus dem stinkenden Filzball ein Collierüde mit seidig glänzendem Fell geworden. Justin hatte gelernt an der Leine zu gehen, konnte „Sitz“, „Platz“ und anderes und fraß wie alle anderen aus einem normalen Napf.

Ein Jahr später, Ende des Sommers 2008 war Justin schon die Nummer zwei in unserem Rudel. Über ihm stand nur noch unser Korfu-Kooiker Krümel. Kein Wunder. Gerade am Anfang hatte Krümel ihm beigestanden und war kaum von seiner Seite gewichen.

Als wir Krümel im April 2010 über die Regenbogenbrücke gehen lassen mussten, war Justin am Boden zerstört. Aber Smilla war ja noch bei ihm und wir taten alles, um die entstandene Lücke zu füllen.

Leider mussten wir Justin Anfang 2019 gehen lassen. Er war ein wundervoller Hund, hatte einen waffenscheinpflichtigen Augenaufschlag, war unheimlich schmusig und verspielt. Außerdem hat er uns mit lautem Bellen verteidigt, und zwar gegen jeden Regenschauer, Gewitter, Krankenwagen, Sirene, Rolladen, Feuerwerk…

Du fehlst uns!

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