• Unser Rudel…

    … ist schon ein interessantes Studienobjekt. Schon unsere Krümel (auf Korfu aufgefunden und mitgebracht) war ein hervorragender Lehrmeister in Hundekommunikation. Smilla war ihre beste Schülerin und konnte ohne Knurren oder Bellen, einfach nur durch Körpersprache jeden anderen Hund einschüchtern. Bis gestern wusste ich, dass Dori Welpen putzen kann und dabei gerne knurrt. Außerdem wussten wir, dass Emmett gerne spielt und auch mal eine Ansage macht. Und unsere fast 14jährige kleine Mimi ist halt taub, hat aber Spaß in mitten der Anderen, sucht aber auch Ruhe und Entspannung.

    Schon seit einiger Zeit mehren sich allerdings die Anzeichen, dass Dori, die bis heute mit der Führung des Rudels eigentlich überfordert ist, die Chef-Rolle langsam an Emmett übergibt. Gestern dann vollzog sich der Wechsel an der Spitze mit einer sehr aufschlussreichen Begebenheit.

    Nadira, die offiziell nicht mehr kleiner ist als Dori (haha, klar haben wir gewusst, dass sie wachsen würde!), hatte gestern einen anstrengenden Tag.  Die Nacht war schon nicht so erholsam, denn das Wachsen scheint ihr ziemlich zuzusetzen. Wärme ist auch nicht so ihr Ding und so war schon der Vormittags-Spaziergang eine Herausforderung. Irgendwann schmiss sie sich ins hohe Gras und wollte nicht mehr weiter (Lufttemperatur ca. 23°C, Asphalttemperatur knapp 30°C. Keine Sorge, keiner unserer Hunde muss über heißen Asphalt laufen!). Irgendwann kamen wir dann doch zu Hause an und Nadira war wirklich mies drauf. So gegen vier Uhr nachmittags mussten wir dann mein Auto aus der Werkstatt holen und das arme Kind (Sie kotzt nach wie vor beim Autofahren) musste mit, als Tina mich zur Werkstatt fuhr. Als Belohnung wollten wir uns an einem See treffen, mit Bäumen und viel Grün und schattigen Wegen.

    Was wir nicht bedacht hatten war, wie viele rücksichtslose Rad- und E-Scooter-Fahrer auf solchen Wegen unterwegs sind, wie schnell sie dabei fahren und dass unsere Anspannung, weil wir nicht Opfer eines Unfalls mit denselben werden wollten, sich auf unseren Hund übertragen würde. Das und die zu vielen, zu schnellen Eindrücke führten dazu, dass wir Nadira sogar ein Stück des Wegs tragen mussten. Das Seeufer war derartig mit Kot übersät, dass das Spazieren gehen dort auch keinen großen Spaß machte.

    Aber das waren keine Hunde mit rücksichtslosen Besitzern, sondern haufenweise Kanadagänse. Trotzdem gingen wir über eine Stunde spazieren, trafen Menschen, die Nadira einfach nur entzückend fanden und hatten zwei sehr angenehm verlaufende Hundebegegnungen. Den Rückweg im Auto (max. 5 Minuten) fand Nadira allerdings zum Kotzen. Na gut, das gibt sich hoffentlich.

    Abends war der kleine Hund dann einfach völlig überdreht. Mag sein, dass das spannende Fußballspiel noch dazu beitrug. Jedenfalls wurde Nadira immer unausstehlicher, knabberte alles an, zwickte uns und auch die Anderen. Und dann schritt Emmett ein:

    Erstmal ranzte er Nadira nur von der Seite an und setzte auch ein wenig nach. Und dann stellte er sich einfach vor den Welpen (fast so groß wie er) und starrte sie an. Nach etwa zehn Sekunden begann Nadira förmlich zu zerbröseln. Sie sackte geradezu zusammen und Dori kam zu ihr, scheinbar in Sorge, ihr könne es schlecht gehen. Da wandte sich Emmett Dori zu, schaute sie an und Dori klemmte die Rute ein und schlich davon. Unter seinem unerbittlichen Blick (er gab keinen Ton von sich) versuchte Nadira noch ein paar Beschwichtigungen mit der Pfote, aber schließlich legte sie sich auf den Rücken und unterwarf sich völlig. Ich saß weniger als einen Meter entfernt und wagte kaum zu atmen, weil ich dieses Lehrstück in Hundekommunikation nicht unterbrechen wollte.

    Als klar war, dass Emmett absolut und unwidersprochen der Chef ist, legte er sich einfach neben mich und begann genüsslich meine Hand und meinen Arm abzuschlecken. Nach einigen Minuten kam Nadira dazu und tat es ihm gleich, nur auf der anderen Seite. Danach war sie nur noch herzallerliebst und selbst heute noch ist ihr Respekt uns und Emmett gegenüber, deutlich zu spüren. Und sogar Dori zeigt deutlich, dass ihr Halbbruder jetzt der Boss ist.

    Solche Aktionen müssen wohl manchmal sein, aber Emmett leidet darunter viel mehr als Nadira oder andere. Dieses süße Bärchi liebt Harmonie, er liebt uns und die anderen Vierbeiner und vor allem natürlich den nicht mehr ganz so kleinen Welpen. Ich bin gespannt wie es hier weitergeht, aber eines weiß ich genau: Dieses Rudel ist der Hammer und ich liebe jeden Einzelnen. In diesem Sinne, macht’s gut!