Noch ein Kapitel
Der Harz und ich – III
Eine Geschichte, die im Wirtschaftswunder beginnt und deren Ende ich noch schreiben muss
Beschäftigt man sich ein wenig mit der Paläoanthropologie, also der Lehre von der Entstehung der Menschheit in all ihren Formen und Farben, wird man nicht umhin kommen, sich mit der Out-of-Africa-Theorie zu beschäftigen. Kurz gesagt, beschreibt diese Theorie die Entstehung des Menschen aus den Affen in Afrika und die spätere Wanderung und Verteilung nach Europa und Asien.
Zu meiner Entstehung habe ich auch eine Theorie: die „Out-of-Harz-Theorie“. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich im Harz entstanden bin, verschiedene Äußerungen meiner Mutter haben mich das schon vor vielen Jahren vermuten lassen. Ein weiteres Indiz für diese Theorie ergab sich aus dem Verhalten meiner Eltern, wenn wir ein bestimmtes Tal im Harz durchwanderten. Meine Eltern hielten sich noch fester bei den Händen, wurden ganz still und bekamen verträumte Gesichter, aber dazu später mehr.
Im Sommer 2015 häuften sich also unsere Besuche im Harz. Anfangs fuhren wir etwas ziellos bald hierhin, bald dorthin, aber nach nur wenigen Besuchen zog es mich an die Orte, an denen ich als Kind so viel Zeit verbracht hatte. Irgendwo im Wald, zwischen Clausthal-Zellerfeld und der Okertalsperre liegen drei Seen. Der Untere ist noch recht bekannt, der Zweite ein Nicht-ganz-geheim-Tipp und der dritte ist so klein und so versteckt, dass man sich im Sommer die Badebekleidung ohne weiteres sparen kann.
Meine Eltern zog es an den mittleren der drei Seen. Er hat eine dreieckige Form, an der einen Seite einen Damm und an den anderen beiden Ufern kleine Buchten im dichten Fichtenwald, in denen man ein wenig wind- und blickgeschützt die Ruhe und die Natur genießen konnte und noch heute kann.
In diesem See bin ich mit Schwimmflügeln geplanscht, in Reifen gedümpelt, in Booten gepaddelt, habe gelernt, wie man flache Steine über das Wasser springen lassen konnte, und, und …
Hier standen wir also, meine Frau und ich, Mimi flitzte um uns herum, die Sonne schien mir ins Gesicht und die Sehnsucht nach meiner Kindheit wurde so groß, dass mir Tränen über meine sonnenbeschienenen Wangen kullerten. Minuten später war die Sonne weg und ein paar Regentropfen fielen vom Himmel, getrieben von einem kühlen Wind. Als wir aufbrachen , war mir klar: Hier waren wir nicht zum letzten Mal gewesen. Und so verließen wir diesen Ort voller Erinnerungen über den kleinen Damm. Es schien schon wieder die Sonne und ein wunderschöner Spaziergang nahm seinen Lauf.
Apropos Damm: Viele Seen im Westharz, vornehmlich im Großraum Clausthal-Zellerfeld, haben einen Damm. Und viele Berghänge sind im Wald mit kleinen Gräben durchzogen, in denen Quell- und Regenwasser fließt. Entlang dieser Gräben verlaufen kleine Pfade und da sich deshalb eine kleine Schneise im Wald ergibt, scheint meist ein wenig die Sonne herein, gibt dem Wasser herrliche Spiegelungen und macht Spaziergänge zu wundervollen Erlebnissen.
Aber, Dämme und Gräben haben einen Grund und der liegt schon ein paar Jahrhunderte zurück: Schon im sechzehnten Jahrhundert begann der Bergbau im Harz. Gefördert wurden Metalle, hauptsächlich Silber, Kupfer, Eisen und Blei. Der Bergbau im Harz führte in Stollen nach unten. Das Problem bei dieser Art des Bergbaus ist, dass schon in wenigen Metern Tiefe Grund- und Niederschlagswasser in die Stollen eindringt. Schon bei den Griechen war es möglich, Wasser von einer Ebene auf eine höhere zu befördern, aber man brauchte Kraft. Pferde waren teuer und brauchten immer wieder Ruhezeiten und so griff man auf die Wasserkraft zurück. Wasser förderte also Wasser aus dem Bergwerk nach oben.
Um auch in trockenen Zeiten ausreichend Wasser zur Verfügung zu haben, durchzog man bestimmte Gebiete im Harz mit Gräben und führte sie in kleinen bis mittleren Teichen zusammen. Teilweise wurden so mehrere Teiche in verschiedenen Höhenstufen übereinander gebaut und mit Schleusen und allen möglichen wasserführenden Bauten verbunden. Das ganze nennt sich übrigens das Harzer Wasserregal und außer vielen schönen Badeseen haben auch einige interessante Bauwerke die Zeiten überdauert. Wenn die Saison für Ausflüge und Urlaube wieder los geht, muss ich wohl mal einige Tipps auf unserer Seite veröffentlichen
Irgendwie bin ich schon wieder vom Thema abgekommen, aber so bin ich halt. Ihr Leser habt es schwer mit mir.
PS: Es sei hinzugefügt, dass alle Bilder zum Anklicken sind und dann größer werden. Das Artikelbild mit meiner Mutter und dem herrlichen alten Opel, sowie das Bild von dem wunderschönen Tal sind von meinem Papa, das Bild mit Tina und Mimi von mir und das letzte habe ich gemopst, bei Wikipedia. Wenn man weiß, worauf man achten muss, kann man auch dieses tun, weiß man es nicht, sollte man es lassen. Danke jedenfalls an „
“ für das schöne Bild!